Geschichte des Mittelhammshof
Der Mittelhammshof in seiner heute sichtbaren Form wurde 1898 neu erbaut. Damals hatte die Familie Maas/Hamm die Flächen von 3 ehemaligen Höfen, dem Margrefenhof, dem Mittelhammshof und dem Eickelmannshof vereint. Auf der Hoffläche des Zweiten wurde flächengrößen- und standesgemäß neu gebaut. Die letzten Raten des Kredites über die Bausumme von 50.000 Reichsmark wurden in den 1970iger Jahren von den Großeltern Maas getilgt. Als Überreste des Vorgängerhauses wurde in 2004 beim Baggern für die Kleinkläranlage auf dem Hofplatz der überdeckte Brunnen und der Gewölbekeller (4,5 x 9 m) wiederentdeckt und geöffnet.
Zu den 1898 errichteten Gebäuden gehört das Wohnhaus mit angebautem Gesindehaus, der daran anschließende heutige Kuhstall und der gegenüberliegende Schuppen (großes Tor links). Der Stall war anfangs unterteilt in den Kuhstall für die 17-20 Kühe, die der angestellte Melker mit der Hand melken und versorgen konnte, einen Schweinestall in der Mitte und dem Pferdestall für vier bis sechs Kaltblüter und ein bis zwei Rassepferde. Am 26.03.1944 zerstörte eine Bombe den Pferdestall, der Wiederaufbau ist an den helleren Ziegelsteinen zu erkennen. Die ehemalige Scheune stand etwa dort, wo sich heute die einseitig offene Remise mit dem Verkaufsraum befindet. Sie brannte gegen Ende des zweiten Weltkrieges nach Granatenbeschuss aus und wurde nach dem Krieg an anderer Stelle neu-, nämlich an den Schuppen angebaut (2 große Tore rechts).
Etwa 1955 wurde die heutige Werkstatt als Hühnerstall für 200 Hennen errichtet und in 2001 dann der „neue, große“ Hühnerstall für maximal 3000 Stück. Ebenfalls 2001 entstand die Remise. Schließlich wurde 2009 auf dem ehemaligen Tennisplatz südwestlich vom Haupthaus das Wohnhaus mit Altenteiler- und Mitarbeiterwohnung bezugsfertig.
Selbst der neue Mittelhammshof ist übrigens älter als seine Adresse, die Margrefstraße wurde erst etwa 1926 gebaut. Die Hausnummer 13 hatte vor dem Altenteilerhaus auch schon der Backes (Leibzuchthaus) des Eickelmannshofes.
Geschichte Maas/Hamm
Der erste Maas/Hamm war Johann Wilhelm Maas, geb. 07.01.1803, nach Mintrop auch der dicke Margreff genannt. Bis 1827 spielt die Familiengeschichte in Fischlaken und soll auch bei dem Stamm Maas/Fischlaken bewahrt werden. Hier gibt es nur zu ergänzen, dass der Vater des ersten Maas/Hamm Georg Bernhard Wilhelm Maas dort am 24.08.1774 als einziges Kind der Anna Margareta Maas, geb. 1730, Witwe von Konrad Maas, und Georg Wilhelm Wimber geboren wurde. Anna Margareta war bei der Geburt des Kindes 44 Jahre alt und ihr zweiter Mann 8 Jahre jünger als sie. Blutsverwandtschaft zu den Maas davor besteht also nicht.
Der Maashof in Fischlaken wurde schon in der Steuerliste von 1512 als der Hof mit den höchsten Steuerabgaben und deshalb vermutlich größter Hof in Fischlaken genannt (Quelle: Ludwig Potthoff, Stadt Werden und die 14 Honnschaften, Alte Bauernhöfe und Familien). Johann Wilhelm Maas also war der älteste Sohn von 6 Geschwistern, seine Mutter Marie Gertrud Grotkamp. Er bekam von seinem Vater am 10. September 1832 den Margrefenhof übertragen, den dieser am 16. Dezember 1826 von den Eheleuten Johann Ludger Margref und Anna Christina, geb. Rothmann gekauft hatte. Angekauft wurde damals der Margrefenhof und der zugehörige Schmittmannskotten mit einer Fläche von einhundertundzwanzig Morgen, einhundertsechsundsiebzig Ruthen und siebzig preußische Fuß sowie sämtliche Karren und Wagen, ein Pflug und eine Egge nebst Zubehör, das schwarze Pferd mit dem Pferdegeschirr und dessen Zubehör, vier Kühe, drei Rinder, fünf magere Schweine, zwei Mutterschweine und weiteres Zubehör.
Als Kaufpreis wurden 4000 Reichstaler, die Übernahme der Altenteilsverpflichtungen für die Eltern der Verkäufer, Heinrich Ludger Margref und Anna Catherina, geb. vom Brück sowie der Bau eines Wohnhauses welches wie das auf dem Bovermannshofe befindliche Leibzuchthaus beschaffen sein sollte, vereinbart. Zu dem neu zu errichtenden Wohnhaus verblieben ca. 9,5 Morgen Land. Es sollte am 1. Mai des künftigen Jahres bezugsfertig und auf St. Jakobi fertiggestellt sein. Vermutlich zog der erste Maas/Hamm also 1827 von Fischlaken nach Hamm. Er übernahm mit dem Hof die Verpflichtungen aus dem Kaufvertrag. Der Mittelhamms- oder Mittelhammers- oder Mittelmannshof wird etwa zur gleichen Zeit mit Flächen zwischen 40 und 60 Morgen erworben worden sein, hierzu finden sich leider keine Belege. Ebenso wenig wie zum Erwerb des Eickelmannshofes. Dieser wurde noch zur Mitte des 19. Jahrhunderts von Grotkamp/Overhammshof bewirtschaftet und 1890 von Ludger Grotkamp an seinen Sohn Wilhelm überschrieben. Nach der Flurkarte von 1891 zu schließen, wurden die Flächen aber schon damals von Maas/Hamm bewirtschaftet und Ludger Maas wird später als Käufer genannt. Der Eigentumsübergang der 140 -160 Morgen wird zwischen 1895 und 1910 gewesen sein.
Aus dem Theilungsrezest über das Vermögen des Wilhelm Maas (Vater des 1. Maas/Hamm) von 1850 geht hervor, dass die Familie Maas in Fischlaken sehr wohlhabend war und das Vermögen nur zum Teil aus Land bestand. Somit kommt für den Erwerb der Flächen in Hamm außer Glückspiel und Wucher auch normaler Kauf in Frage. Materiell ging es auch den Maas/Hamm im 19. Jahrhundert glänzend, im sozialen Bereich hat es aber möglicherweise beim dicken Margreff Defizite gegeben. Wilhelm Mintrop senior schreibt in seinem Buch „Die alten Bauernhöfe unserer Gegend und das Leben und Schicksal ihrer Bewohner während des letzten Jahrhunderts 1814-1914“ über den 1. Maas/Hamm: „…derselbe wurde allgemein als ein roher, streitlustiger und gewalttätiger Mensch geschildert, der dem Spiel ergeben und seine Kinder trotz seines Reichtums zur schwersten Arbeit angehalten und zu deren Ausbildung gar nichts getan habe…“. Bei einer Schlägerei hatte er drei seiner jüngeren Söhne mit hineingezogen, so dass er und dieselben mit ¼ Jahr Gefängnis bestraft wurden. In seinen letzten Jahren wurde sein Charakter etwas milder und er übertrug seinem jüngsten Sohn Ende der achtzehnhundert-achtziger Jahre seinen Hof und starb im Besitz eines Vermögens, das sich wohl auf 1 Mio. Mark belief.
Ludger Johann, geb. am 18.12.1848 und jüngstes von 7 Kindern des dicken Margreffs und Christine König (28.01.1808 – 22.09.1857) wurde also der 2. Maas/Hamm. Seine drei Brüder blieben ledig, die drei Schwestern heirateten.
Er selbst ehelichte mit 35 Jahren die gleichaltrige Mathilde Bovermann. Sie bekamen drei Kinder: Ludger, geb. 05.11.84, Maria, geb. 1888 und Wilhelm, geb. am 15.03.1891. Der Großvater erlebte noch alle drei Enkel, er verstarb erst am 02.07.1897 im Alter von 94 Jahren. Ein Jahr später bauten Ludger und Mathilde den Mittelhammshof in seiner jetzigen Gebäudegestalt neu. Ihr Ältester besuchte als erster Familienvertreter das Werdener Gymnasium, erkrankte aber kurz vor dem Abitur an einem mysteriösen Nervenleiden und lebte fortan als lediger Sonderling am Hof. Maria kam als Tochter wie schon in Generationen vor ihr und eine nach ihr als Hoferbin nicht in Frage, solange weitere (verheiratete) Söhne da waren und heiratete Aloys Möllmann. Wilhelm, bei dessen Geburt beide Elternteile 42 Jahre alt waren, überlebte im 1. Weltkrieg bei der Kavallerie und heiratete am 06.07.1921 Paula Elisabeth Preutenborbeck. Mit der Geburt des ersten Sohnes Wilhelm Ludger am 05.02.1923 stand sein Vater als 3. Maas/Hamm fest. Ludger Maas verstarb im Jahr 1932 im Alter von 83 Jahren, 2 Jahre nach seiner Frau. Sein Testament von 1924 war ein Grund für den sinkenden Wohlstand in den beiden nächsten Generationen. Er vererbte einen guten Teil des hoffreien Vermögens an Maria und die Flächen des ehemaligen Eickelmannshofes mit einer Größe von 38 ha an den ledigen Ludger. Dieser wirtschaftete zwar nie selbst, die Pachtabgaben, weitere Auflagen aus dem Testament sowie die Belastungen aufgrund des 2. Weltkrieges minderten aber die wirtschaftliche Situation des 3. Maas/Hamm beträchtlich. Außer dem Erstgeborenen wurden drei weitere Kinder großgezogen, Mathilde, geb. 28.05.1924, Rudolf Ernst Maria, geb. 05.10.1926 sowie Georg, geb. 31.03.1929. Wilhelm fiel dem Russlandfeldzug der deutschen Wehrmacht zum Opfer, so dass Rudolf nach seiner Rückkehr aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft 1948 als Hofnachfolger vorgesehen wurde. Der Betrieb war mit seinen 50 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche und 30 ha Wald noch relativ groß und wurde mit Fremdarbeitskräften bewirtschaftet, im Haushalt gab es mehrere Hilfen. Wilhelm Maas gründetet den Heidhauser Reiterverein und ging wie sein Bruder Ludger zur Jagd. Er verstarb plötzlich durch Herzinfarkt 1956 im Alter von 65 Jahren. Rudolf übernahm 30-jährig als 4. Maas/Hamm den Betrieb und heiratete 1959 Christa Buysch aus Dülken. Drei Kinder wurden geboren: Rudolf Wilhelm Georg am 04.11.1960, Christiane am 20.12.61 und Günter Peter am 02.07.63. Im Jahr 1963 verstarb auch der ledige Onkel Ludger und nach einer Erbauseinandersetzung mit Möllmanns konnten die Hoffolgeansprüche auf seine 38 ha geltend gemacht werden. Die rasch zunehmende Technisierung und Spezialisierung in den 60-er Jahren veränderte den Mittelhammshof zu einem mittelgroßen Milchviehbetrieb. Lastenausgleich und Erbabfindungen führten bei Rudolf zu geringer Neigung Investitionskredite aufzunehmen. Im Laufe seiner Schaffenszeit entwickelte sich sein Arbeitsalltag vom mitarbeitenden Selbstständigen zum allein arbeitenden Selbstständigen.
1990 übergab er deshalb gerne per Pachtvertrag an seinen Sohn Günter, der damit zum 5. Maas/Hamm wurde. Zu dessen Glück zeigten die beiden älteren Geschwister kein Interesse an der Weiterführung des Hofes. Günter war zu diesem Zeitpunkt seit zwei Jahren mit Ursula Scharnowski vermählt, aus der Ehe entstammen die vier Kinder Paula Marie Christine, geb. 18.12.1988, Justine Andrea, geb. 30.11.90, Konstantin Erik Rudolf, geb. 24.12.92 und Valerie Johanna, geb. 30.06.98. Den Mittelhammshof stellte der 5. Maas/Hamm um auf ökologischen Landbau mit Direktvermarktung, und die Erzeugung wurde zunehmend vielseitig mit den Schwerpunkten Milch, Eier, Fleisch und Gemüse. In 2002 ging der Hof per Übergabevertrag in Günters Eigentum über. Rudolf Maas starb 2007 im Alter von 80 Jahren, ein Jahr vor seiner Frau Christa.